Zusammenleben mit Tieren

Mit Tieren leben

Um und auf unserem Hof leben eine Vielzahl von kleinen und großen Tieren – von Tausendfüßlern und Hummeln über Eidechsen und Schleiereulen bis hin zu Feldhasen und Wildschweinen.
Es gibt so viel zu beobachten und zu entdecken und wenn die Rauchschwalben nach ihrer langen und anstrengenden Reise aus Afrika, von südlich der Sahara, wieder bei uns eintreffen sind wir ein weiteres Mal berührt von dem Wunder der Natur.

Was ist überhaupt ein Mensch und was ein Tier? Wo sind wir uns ähnlich? Was würde passieren, wenn wir Mensch und Tier als Kontinuum verstehen würden, anstatt klar voneinander abgegrenzt?

Neben den Wildtieren leben auch domestizierte Tiere auf Hof Grafel: Pferde, Esel, Schafe, eine „wilde“ Katze und Honig-Bienen.

Unsere Grundausrichtung:

  • Unser Hof ist schlachtfrei.
  • Wir essen keine Tiere und möchten nicht, dass Tiere als Nahrung für uns gehalten werden.
  • Wir sehen die Tiere, die wir halten, als unsere Begleiter*innen, von denen wir lernen können.

Das Leben mit Tieren ist ein Leben mit Kompromissen.

Schnell drängt sich die Frage auf, ob artgerechte Haltung überhaupt möglich ist. Wir können den Tieren in Gefangenschaft nie ein Leben wie in Freiheit bieten, in dem sie in einem gewachsenen Herdengefüge mit Zugang zu angepasster Nahrung und mit viel Bewegung leben können.

Wir können ihnen Schutz vor Raubtieren bieten und uns bemühen ihnen eine menschliche Bereicherung zu sein – durch nachvollziehbares, klares und herzliches Verhalten. Zudem können wir den Tieren Sicherheit geben, indem wir ihnen aus der technisierten Welt Unverständliches und Angsteinflößendes übersetzen. Wir können einen Beitrag zu ihrer Gesundheit leisten und Verletzungen heilen, an denen ein Tier in freier Wildbahn gestorben wäre.

Reicht das?

Reicht das aus, um diese begrenzende Haltung zu rechtfertigen?
Für uns sind die Tiere auch Botschafter*innen für das natürliche Leben. Sie holen uns Menschen, die wir uns sehr von der Natur entfremdet haben, in ein natürlicheres Umfeld zurück.

Mit Tieren lernen

Tiere sind für uns Lehrmeister*innen, wenn wir anfangen ihnen zuzuhören. Wenn wir uns die Zeit nehmen, genauer hinzusehen, zu lauschen und zu spüren. Dafür ist es nötig uns zu öffnen, unsere Sinne zu sensibilisieren und auch uns selbst wieder fein spüren zu lernen.

Die Tiere haben einen hohen Aufforderungscharakter. Sie motivieren uns und treiben uns aus unserer Komfort-Zone hinaus. Vielleicht weil wir im Stall im Heu schlafen, wenn ein Pferd krank ist. Vielleicht weil wir sehr früh aufstehen, um ein Flaschenlämmchen zu füttern. Vielleicht weil wir lernen handwerklich tätig zu sein, um einen Unterstand zu bauen. Oder weil hungrige Igel vor dem Winter oder verletzte Wildtiere unsere Hilfe brauchen.

Wir lernen. Besonders können wir das Lieben lernen. Eine Liebe, die sich von diesem Tier aus ausbreiten kann.
Vielleicht helfen uns die Tiere auch beim Trauen, das eigene Herz wieder zu öffnen.

Wildtiere

Wir können eine Tierart und deren Bedürfnisse intensiv kennenlernen und über die Lebensbedingungen derer freilebenden wilden Verwandten forschen. Darüber können wir Einblicke in Naturzusammenhänge, Ökosysteme und natürliche Kreisläufe bekommen, die sich weit über diese eine Art hinaus erstrecken. Vielleicht hilft auch uns dieses Erforschen, um uns selbst wieder mehr als Teil der Natur zu begreifen.

Für Tiere und Ökosysteme einstehen

Wir freuen uns, wenn in den Menschen auf Hof Grafel im Zusammensein mit den Tieren am Hof sowie in der Beobachtung von Wildtieren ein tiefes Verständnis über natürliche Zusammenhänge und ein gesundes Ökosystem erwächst.

Wir freuen uns, und bemühen uns, Begegnungen zu ermöglichen, die berühren und verbinden, sodass die Liebe zu Tieren und der Natur wachsen kann, sodass diese Liebe motiviert, Tiere und Natur zu schützen. Das ist an sehr vielen Orten dringend nötig.
Dass die Erlebnisse und Erfahrungen auf Hof Grafel motivieren, an anderen Orten Mensch-Tier-Verhältnisse zu hinterfragen und für lebenswerte Bedingungen einzustehen.

Reicht das?

Reicht das aus, um damit die Haltung von Tieren zu rechtfertigen? Diese Frage stellen wir uns immer wieder. Wir hoffen, dass unsere Tiere ihr Leben am Hof und unsere große Wertschätzung ihnen ge-genüber als lebenswert empfinden.

Wir sind dankbar für so viele tiefe Begegnungen, für all das, was wir von den Tieren lernen können, für die Lebendigkeit, die sie nach Grafel bringen und für so viele (Kinder-)Herzen, die die Tiere berührt haben.